Pollen und Luftschadstoffe

Hohe Konzentrationen von Luft­schad­stoffen verändern den Aller­gen­gehalt von Pollen und verstärken deren Wirkung.

Pollen und Luftschadstoffe - Auto mit rauchendem Auspuff auf grüner Wiese

Gut 40 Prozent der Bevölkerung, also rund drei Mio. Menschen, leben in dicht besiedelten Gebieten oder entlang stark befahrener Strassen, wo sie regelmässig zu viel gesundheitsschädigenden Feinstaub einatmen. Erkrankungen der Atemwege zählen zu den häufigsten gesundheitlichen Folgen.

Die gefährlichste Komponente

Feinstaub gilt heute als eine der gefährlichsten Komponenten der Luftverschmutzung. Ein Teil der winzigen Staubpartikel wird direkt in die Atmosphäre abgegeben (z.B. Russ), die anderen entstehen erst in der Luft durch chemische Prozesse mit anderen Substanzen. Unter dem Begriff PM10 werden kleinste Partikel mit einem Durchmesser unter einem Hundertstelmillimeter bezeichnet. Sie können tief in die Lungen und von dort weiter in die Blutbahnen gelangen. 44 Prozent des jährlichen PM10-Ausstosses entstehen bei Verbrennungsprozessen. Diese Partikel stammen hauptsächlich von Dieselmotoren sowie Holzfeuerungen. Im Sommer gefährdet Ozon zusätzlich die Gesundheit.

Auswirkungen für Allergiebetroffene

Wissenschaft und Medizin gehen heute davon aus, dass die stete Zunahme allergischer Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten auf eine Kombination von Faktoren zurückzuführen ist. Eine Rolle spielen die genetische Veranlagung wie vermutlich auch der «westliche Lebensstil». Es verdichten sich die Hinweise, dass allergische Reaktionen durch bestimmte Schadstoffe zumindest begünstigt werden. «Studien haben gezeigt, dass die Schadstoffbelastung ein zusätzlicher Reizfaktor für das kindliche Asthma ist und sich die Symptome verschlechtern», bestätigt Prof. Charlotte Braun-Fahrländer vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Basel. Die von ihr geleiteten, breit angelegten SCARPOL-Studien haben aber bisher keine Beweise geliefert, dass Luftschadstoffe ursächlich für die Entwicklung von kindlichem Asthma verantwortlich sind. Zudem haben Studien gezeigt, dass Reizgase wie Ozon und Stickoxide eine chronische Entzündung der Atemwege verursachen und damit den Weg für allergische Reaktionen ebnen können.

Pollen und Partikel – ein aggressives Gemisch

Eine Wechselwirkung zwischen Schwebestaubpartikeln und Pollen konnte hingegen in neueren Laborstudien aufgezeigt werden: Pollen aus Belastungsgebieten sind mit Schadstoffpartikeln bedeckt und in ihrem Allergengehalt verändert, was deren Wirkung verstärken kann. Forscher der Technischen Universität München haben in Experimenten bewiesen, dass Pollenkörner und andere eiweisshaltige Partikel in der Luft durch Stickoxide und Ozon derart verändert werden (Nitrierung), dass sie leichter Allergien hervorrufen können. Stickoxide und Ozon sind Komponenten des verkehrsbedingten Sommersmogs. Kommen diese Stoffe in erhöhten Konzentrationen vor, wird bei Pollenallergiebetroffenen in der Regel eine Zunahme der Beschwerden beobachtet. Die gesundheitsschädigende Wirkung, der als Nitrierung bezeichneten Reaktion, lässt sich bis heute nicht abschliessend erklären. Zudem produzieren Pflanzen unter Umweltstress nachgewiesenermassen aggressivere Pollen.

Zahlen und Fakten

In der Schweiz sind rund 1,2 Millionen Menschen, also etwa 20 % der Bevölkerung betroffen. Die Blüte eines einzigen Grashalms enthält rund 4 Millionen Blütenpollen. Zu den Blütenpollen, die keine Allergie auslösen, gehören die Nadelhölzer. Als gelber Staubniederschlag im Frühling gut sichtbar, bewirken sie allenfalls eine Reizung der Bindehaut.

Literatur und Links

Redaktion: aha! Allergiezentrum Schweiz, in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlichen Beirat. Für Prävalenzzahlen siehe Quellenverweise.